Tod

Gelobst seist du

Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, den leiblichen Tod; ihm kann kein Mensch lebend entrinnen. Wehe jenen, die in schwerer Sünde sterben. Selig jene, die sich in deinem heiligsten Willen finden, denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun

Schwester Tod – wenn du kommst – so öffne das Tor – zum ewigen Leben – Schließe für immer das Tor der Sünde – und des Unheils.


Bericht des Bruder Leo vom Sterben des Heiligen Franziskus

„Franziskus ließ sich zum Sterben von seinen Gefährten nach Portiuncola tragen, an den Ort, an dem sein neuer Lebensweg begonnen hatte. Auf halbem Weg dorthin lag ein Hospital. Als die Träger an das Hospital gekommen waren, bat er sie, sein Bett auf die Erde zu setzen. Und weil seine Augen so schwach waren, dass er nicht mehr sehen konnte, ließ er sein Bett so stellen, dass sein Antlitz nach der Stadt Assisi gewandt war.

Dann richtete er sich ein wenig in seinem Bett auf, segnete die Stadt und sprach: „Herr, ich glaube, dass diese Stadt einst die Heimat gottloser Menschen war, jetzt aber sehe ich, dass es der überströmenden Fülle deiner Barmherzigkeit gefallen hat, ihr den Reichtum deines Erbarmens in wunderbarer Weise zu offenbaren. Darum bitte ich dich, Herr Jesus Christus, gewähre, dass diese Stadt immerdar die Heimat derer sei, welche dich in Wahrheit erkennen und deinen heiligen und glorreichen Namen in alle Ewigkeit verherrlichen.“

Nachdem er diese Worte gesprochen hatte, wurde er in die Kirche der Mutter Gottes von Portiuncola getragen. Die Brüder bat er, ein Lob- und Danklied auf Gott zu singen. Dann, im vierzigsten Jahre seines Lebens, im zwanzigsten Jahre seiner Umkehr, im Jahre des Herrn 1226, am 3. Oktober ging er heim zum Herrn Jesus Christus, den er aus seinem ganzen Herzen, aus seinem ganzen Geiste, aus seiner ganzen Seele, mit allen seinen Kräften, mit glühendster Liebe und innigster Sehnsucht geliebt hatte.“

(Die Dreigefährtenlegende des Heiligen Franziskus. Dietrich-Coelde-Verlag, Werl 1972)