Besinnung Wasser

Das Wasser ist demütig

„Das Wasser ist demütig. Es sucht sich immer den niedersten Platz auf der Welt, und wenn es in den Bergen entspringt, dann hat es nichts Eiligeres zu tun, als wieder herunter zu kommen in die Tiefe. Ein anderer Grund ist der: Das Wasser ist demütig, weil es - wenn es ruhig ist – gerne ausweicht und jedem, der sich ihm anvertraut, Raum gewährt. Wenn es nicht so demütig wäre und so Platz gewährend, könnten wir nicht in ihm baden. Und endlich ist es demütig, weil es von sich selber kein Aufsehen macht.

Es schmeckt für gewöhnlich nach nichts, und es hat keine Farbe und ist ganz durchsichtig. In dieser Hinsicht ist sozusagen nichts daran. Gerade auch dieses Nichts gehört mit zu seiner Demut. Diese Demut - und die heute oft genug bedrohte Reinheit des Wassers - darf uns freilich nicht darüber täuschen, dass im Wasser doch auch eine große Kraft ruht.

Weil das Wasser auch Kraft hat, kann es auch nützlich sein. Freilich nur dann, wenn es in angemessener Weise genutzt wird, sonst kann es auch bedrohlich werden. Wenn das Wasser sich etwa mit dem Wind verbindet, dann kann seine Kraft unheimlich werden.

Die Demut, die Keuschheit, die Nützlichkeit des Wassers dürften uns nicht dazu verführen, es für harmlos oder belanglos zu halten. Es steckt allerhand in ihm.“ (Bernhard Welte, Ende der 70ger Jahre in „Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt“)

Weiter findet Bernhard Welte noch einen interessanten Gedanken: „Es ist schon merkwürdig, dass das Wasser uns einlädt, uns zu entkleiden. Denn mit den Kleidern legen wir auch die Statussymbole ab, den gebügelten Anzug, die feine Montur aus Seide oder Wolle oder was immer, ebenso wie die Bluejeans, die ja auch ein Statussymbol sind. Wir legen damit aber doch wohl auch viel seelische Aufmachung ab und viel Sorge um unsere Geltung in der Welt.“

Und keusch? Dieser Begriff hatte zur damaligen Zeit keineswegs die Bedeutung der sexuellen Enthaltsamkeit, den er erst im Neuhochdeutschen bekommen hat, sondern verstand ihn wohl eher im Sinne des lateinischen „conscius”, ‚bewusst‘ bzw. „castitas“ , das u.a. auch „Reinheit“ und „Uneigennützigkeit“ bedeuten kann.


Einstimmen in den Lobpreis

Du Ewiger, wir preisen Dich, den Schöpfer alles dessen, was lebt. Wir preisen dich für Schwester Wasser. Es ist das Urelement allen Lebens. Es hat weder Geschmack noch Farbe noch Aroma und ist dennoch das wichtigste Element. Gefürchtet ist es für seine zerstörerische Kraft. Mit Macht reißt es alles mit sich fort, setzt alles unter Wasser und überschwemmt das Land. Und doch: Ein Abbild von Dir, Du Ewiger, ist es, Quelle des Heils und Brunnen aller Erquickung. Sprudelndes Wasser sendest Du aus und erfüllst alles, was da lebt, mit Segen. In Christus, Deinem Sohn, zeigst Du uns Dein Angesicht. Als lebendiges Wasser spendet er Trank in unserer Zeit. Du Ewiger, sei gepriesen, Du Urstrom allen Seins. Du Ewiger, sei gepriesen für Schwester Wasser.

Br. Stefan Federbusch, Franziskaner – „Meditationen zum Sonnengesang“, 2012


Besinnung

  • Wie gehe ich mit Wasser um?
  • Wann bin ich mäßigend – wann verschwenderisch?
  • Aus welcher Quelle lebe ich – schöpfe ich „Wasser des Lebens“?
  • An welchem Tag des Jahres denke ich an meine Taufe?